• INTERVIEW

   

  WIE ENTSTAND DIE IDEE, EIN MUSICAL ÜBER DAS LEBEN VON FALCO ZU ENTWICKELN?

  Falcos bewegte Lebensgeschichte voller Höhen und Tiefen ist ein unglaublich faszinierender Stoff für ein musikalisches Theaterstück. Seine großartige und unverkennbare Musik und seine klugen, direkten, oft kritischen Texte haben Generationen inspiriert und eignen sich perfekt für ein Musical.

   

  WIE ENTSTEHT NACH DER IDEE DANN DAS KONZEPT FÜR EIN THEATERSTÜCK?

  Das ist immer ein sehr aufregender und kreativer Prozess. Erstmal muss alles aus der Recherche sortiert und zu einer dramaturgisch runden Handlung geformt werden. Bei einem Werk mit bereits existierender Musik ist dies nochmal spannender, da die Songs ja elementarer Teil der Handlung werden müssen. Wir überlegen gut, an welcher Stelle sie platziert werden und welche Figur sie singt. Generell hat uns besonders die Diskrepanz zwischen dem privaten Menschen Hans Hölzel, der freundlich und beinahe etwas schüchtern war und die von ihm selbst kreierte, exzentrische, extrovertierte Kunstfigur „Falco“ sehr interessiert. Das wollten wir von Anfang an in den Mittelpunkt des Stücks stellen. 

   

  WIE AUTHENTISCH KANN ODER  MUSS SO EIN MUSICAL SEIN?

  Authentizität ist ein wichtiger Aspekt, insbesondere wenn es um Leben und Werk eines realen Künstlers geht. Wir haben umfangreich nachgeforscht und mit engen Vertrauten von Falco zusammengearbeitet. Für eine fesselnde Bühnenerzählung braucht es dann aber oft eine gewisse künstlerische Freiheit, damit die Geschichte bühnentauglich und dramatisch gestaltet werden kann, wie z. B. durch das Hinzufügen von fiktiven Elementen, um Ereignisse zu verdichten. Man muss da einen sorgfältigen Balanceakt zwischen Authentizität und kreativer Interpretation finden. Die Essenz von Falcos Schaffen und Persönlichkeit wollten wir aber selbstverständlich bewahren.

   

  WIE HABT IHR DIE SONGS AUSGEWÄHLT? WAR ES SCHWIERIG, SIE IN EINE BÜHNENHANDLUNG ZU BRINGEN?

  Zuerst wähle ich diejenigen Songs aus, die besonders für die Bühne geeignet sind, und nach einer gründlichen Analyse der Liedtexte, identifiziere ich zentrale Themen, Emotionen und Geschichten in den Liedern, die in die Handlung passen könnten. Einige Songs stehen für Schlüsselmomente der Story, sind dadurch besonders handlungsrelevant, andere verraten etwas über die Charaktere. Manches wird für ein Musical auch neu interpretiert, denn eine Theaterbühne ist etwas anderes als eine reine Konzertbühne. So werden etwa manchmal Arrangements oder Instrumentierung etwas verändert und an die Bedürfnisse der Bühnenproduktion angepasst. Auch die Reihenfolge der Songs im Stück spielt eine Rolle, um die Dramaturgie der Handlung zu unterstützen und einen emotionalen Spannungsbogen aufzubauen. Die Auswahl und Integration der Lieder in ein Theaterstück erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen dem gesamten kreativen Team, insbesondere zwischen Autor, musikalischem Leiter und Regisseur. Sie müssen nicht nur musikalisch, sondern auch erzählerisch sinnvoll in die Handlung eingebunden werden, um ein mitreißendes und kohärentes Bühnenerlebnis zu erschaffen.

  
   DU HAST VIELE MUSICALS GESCHRIEBEN UND ENTWICKELT; WAS IST DABEI DIE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG?

  Eine der zentralen Herausforderungen liegt im Storytelling. Darin, eine interessante und emotionale Geschichte zu erzählen, die es vermag, das Publikum in den Bann zu ziehen. Letztendlich geht es immer um die Erschaffung eines Gesamtkunstwerkes, das musikalisch, erzählerisch, visuell und emotional überzeugt. Das ist ein herausfordernder, schöpferischer Prozess der sowohl eine sorgfältige Planung und Zusammenarbeit der Künstler*innen als auch die Fähigkeit erfordert, auf die Bedürfnisse eines Publikums einzugehen. Gleichzeitig muss man ein großes Team aus Autor*innen, Darsteller*innen, Designer*innen und Techniker*innen zusammenführen, um dann die gemeinsame Vision umzusetzen. Das ist eine sehr erfüllende Aufgabe, der ich mich immer wieder gerne mit Freude neu stelle.

   

   

  Das Gespräch mit Christian Struppeck führte Monika Bjelik